Friedehorst Logo

Unterstützung für Menschen mit Autismus

16.12.2019
Eine Beratungssituation zwischen zwei Personen

Ziel des Berufsförderungswerks in Friedehorst ist es, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu qualifizieren und sie bei der Integration zurück in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Darunter befinden sich immer wieder Menschen, die an einer Form von Autismus leiden. Dabei handelt es sich um komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörungen. Rund 0,9 Prozent der Bevölkerung haben eine autistische Einschränkung, das betrifft hochgerechnet etwa 55.000 Menschen alleine in Niedersachsen. Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zeigen häufig Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation, eingeschränkte Interessen und stereotypische Verhaltensweisen.

Das Berufsförderungswerk hat bereits Ende letzten Jahres eine Kooperation mit dem Autismus-Therapiezentrum in Bremen gestartet. „Beim BFW sind wir immer wieder mit dem Thema Autismus konfrontiert", berichtet Ulrich Beifuß, Abteilungsleiter für den Bereich Regional im Berufsförderungswerk. So entstand parallel zu der Kooperation ein Coachingprogramm, bei dem 20 Mitarbeiter aus dem BFW speziell für den Umgang mit Menschen, die an Autismus leiden, geschult wurden. Das Projekt, das den Arbeitstitel „ILA – Integrationslotse Autismus" trägt und Menschen mit Autismus künftig besser unterstützen soll, steht nun in den Startlöchern. „Menschen mit Autismus-Einschränkungen bringen jede Menge für den Arbeitsmarkt interessante Fähigkeiten mit", erläutert Ulrich Beifuß. „Aber es muss ein anderer Umgang erfolgen."

Bei dem neuen Projekt konzentrieren sich die Mitarbeiter der Friedehorst-Einrichtung auf Menschen mit dem sogenannten Asperger-Syndrom. Asperger-Patienten haben keinerlei intellektuelle Beeinträchtigungen, fallen jedoch häufig durch Schwierigkeiten im sozialen Miteinander auf. Viele von ihnen entwickeln im Laufe ihres Berufslebens Begleiterkrankungen
wie Depressionen, Angststörungen oder Burn-Out. Beifuß: „Manche haben einen wahren Diagnosemarathon hinter sich, bis endlich die richtige Diagnose Asperger-Syndrom gestellt werden konnte. Bei einem Großteil der Betroff enen bleibt die Beeinträchtigung unerkannt", so Beifuß. Viele Asperger-Betroffene waren bereits berufstätig und mussten ihre Anstellung
aufgrund der Begleiterkrankungen aufgeben. „Diese Menschen wollen in den Beruf zurück. Und sie haben gute Chancen aus unserer Sicht", sagt Ulrich Beifuß. Menschen mit Asperger-Syndrom seien häufig sehr intelligent und lösungsorientiert, aber haben Schwierigkeiten in der Interaktion mit anderen. „Die Arbeitswelt ist für Asperger-Menschen eine Welt voller Tücken." Beifuß weiter: „Das führt zu Überforderung und Ängsten – ein Teufelskreis, in dem sich Asperger-Betroffene befinden."


Bisher gebe es für erwachsene Menschen mit Asperger-Syndrom wenig bis keine Therapieangebote, sagt Ulrich
Beifuß. „Aus dieser Lücke heraus ist die Idee zu dem Integrationslotsen entstanden. Mit dem neuen Angebot
wollen wir eine Brücke schlagen." Ergänzend zu dem Coaching durch die BFW-Mitarbeiter sollen Betroffene Unterstützung
in den Selbsthilfegruppendes Autismuszentrum Bremens finden. Das Projekt mit dem Arbeitstitel „ILA – Integrationslotse Autismus" soll Anfang des Jahres 2020 starten.