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Inklusives Gärtnern an den Hochbeeten

16.8.2020

Wer weiß, zu welcher Pflanze diese gelbe Blüte gehört?", fragt Umweltpädagogin Heike Schneider die fünf Kinder der Klasse G4 der Paul-Goldschmidt-Schule, die sich gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Betreuern an den vier Hochbeeten auf dem Landeplatz versammelt haben. „Zucchini", antwortet eine der Schülerinnen. „Richtig und schaut mal, hier wachsen die ersten Zucchinis, die wir im Frühjahr gepflanzt haben", freut sich Heike Schneider.
Der Unterricht findet im Rahmen des Inklusionsprojekts „Gärten der Sinne" statt, das Menschen mit und ohne Behinderungen alle Facetten der Gartenarbeit nahebringen soll. Hier werden zusammen Unkraut gejätet, Setzlinge gepflanzt und gehegt und reife Früchte geerntet. Umweltpädagogische Angebote machen den Teilnehmern natürliche Kreisläufe erlebbar und ihnen Appetit auf nachhaltig erzeugte Nahrungsmittel. Das Projekt lädt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Friedehorst und der gesamten Nachbarschaft ein, mitzumachen. Derzeit kommen neben zwei Klassen der Paul-Goldschmidt-Schule auch Besucher der Tagesförderstätte und einige Nachbarn mit ihren Kindern zu der Gartenstunde. Finanziert wird das Projekt aus dem Klimaschutzfonds der Bremischen Evangelischen Kirche.
Als nächstes hält Heike Schneider Kärtchen mit der Abbildung einer Kartoffel hoch: „Kann mir einer sagen, was das ist?" „Kartoffel", rufen die Kinder gleich. Auf weiteren Karten zeigt die studierte Diplom-Ingenieurin für Landschaftsplanung den Teilnehmern, wie aus einer Kartoffel Schritt für Schritt erst eine Pflanze wird, an der später neue Erdfrüchte wachsen. „Dann schauen wir mal bei unserer Pflanze am Kartoffelfenster, ob da schon etwas wächst." Sie holt eine Pflanze aus einem schwarzen Kübel. Das Gewächs selbst ist in einen schwarzen Plastiktopf gepflanzt, in dem rundherum aufklappbare Fenster geschnitten sind. Hier kann man die Wurzeln – und die ersten kleinen lilafarbenen Kartoffeln sehen. Zum Ende der Stunde verteilt sie noch „Naschkram" aus ihrem Garten in Form von frischen Möhren, Erbsen und roten Johannisbeeren. Letztere wachsen ebenso im Garten der Sinne an Sträuchern wie schwarze Johannisbeeren, Himbeeren und einige Obstbäume wie Apfel und Birne.
In dem Projekt lernen die Teilnehmer, wie Gemüse und Obst angebaut werden, wie man es richtig pflegt und wann es erntereif ist. „Bei allen Themen stellen wir immer wieder den Bezug zum Klima her: Welchen Weg hat das Gemüse bis in den Supermarkt hinter sich? Wie gehe ich einkaufen: zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto? Welches Obst und Gemüse wächst überhaupt in Bremen und umzu? Warum ist es besser saisonal zu essen?", erklärt Heike Schneider, die seit 2018 mit Start des Klimaprojekts in Friedehorst als Projektgärtnerin dabei ist. „Im Projekt soll gesunde Ernährung mit regionalen und saisonalen Produkten vermittelt werden."
Wer Interesse hat, an dem Projekt teilzunehmen, kann sich gerne bei Heike Schneider melden – jeder ist herzlich willkommen. Mittlerweile gibt es einige feste Helfer, die das tägliche Gießen der Pflanzen übernehmen. Zudem dürfen sich Besucher jederzeit die Beete anschauen, an den Kräutern riechen und natürlich naschen. „Probieren ist natürlich erlaubt, aber bitte nicht alles abernten. Die Gruppen, die die Beete betreuen und die anderen Besucher möchten auch gern naschen", fügt sie hinzu.